Ist meine Orchidee krank?

Vorbemerkung

Orchideen sind in der Natur meist ausserordentlich widerstandsfähig. Bei der Pflege auf der Fensterbank, in der Vitrine oder im Kleingewächshaus sind sie aber besonderen Belastungen ausgesetzt:

sind wohl die wichtigsten Krankheitsursachen. Dazu kommen Angreifer, die am Naturstandort unbedeutend sind.
Tierische Schädlinge wie Schnecken, Schildläuse, Asseln - also alle Arten beißender und saugender Insekten kommen in Frage. Dazu kommen Bakterien, Viren und Pilze.

Der Gang zu einem guten Gärtner (mit der kranken Pflanze in einer durchsichtigen, verschlossenen Plastiktüte, um die anderen Pflanzen des Gärtners nicht anzustecken) oder ein gutes Fachbuch kann Aufklärung bringen

Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ist dem privaten Menschen in Deutschland heute per Gesetz weitgehend verwehrt und auch die Risikofreiheit biologischer Mittel wie Neem oder auf Chrysanthemenbasis beruhender wird zunehmend in Frage gestellt. Ich beschränke mich hier also auf einfache Maßnahmen die auch vom Laien legal realisiert werden können.

Rettungsmaßnahmen

Zunächst ist es wichtig, die in der obigen Liste aufgeführten Mängel zu beseitigen.
-Alle (na ja, fast alle) Orchideen brauchen sehr viel Licht, andererseits verbrennen sie direkt hinter der Fensterscheibe eines Südfensters sehr leicht. Also: In der Wohnung an einem möglichst hellen Ost- oder Westfenster halten und nicht hinter dem Gummibaum verstecken. Die Pflanze nicht, wie bei anderen durchaus empfehlenswert, drehen. Dadurch entsteht ein völlig unnatürliches Wuchsbild, weil der Zuwachs an neuen Blättern sich dem Licht zuwendet.
- In der Fensterbank oder Vitrine kann ein kleiner, über eine einfache Schaltuhr betriebener Ventilator immer wieder für etwas Luftbewegung sorgen. Gerade dann sollte aber der Bedarf nach hoher Luftfeuchtigkeit besonders beachtet werden. Achtung! Feuchtigkeit + Elektrizität = Risiko! Mehr dazu in "Mein Wintergarten" oder in der Fachliteratur.
- Wenn die Blätter anfangen zu schrumpfen und schlaff wirken und die Blüten vorzeitig welken wird oft fälschlicherweise Wassermangel vermutet - durch starkes Giessen, verstärkt durch überhöhte Düngergaben, wird der Zustand verschlimmert. Pflanzsubstrate auf Rindenbasis täuschen den Zustand "trocken" leicht vor, denn das Substrat an der Oberfläche trocknet viel schneller als im Inneren des Topfes. Eine einfache Methode hilft, sich ein genaueres Bild zu machen: Ein dünner Holzstab (Zahnstocher, Schaschlickspieß) im Topf läßt sich zur Prüfung des Feuchtezustandes leicht aus dem Substrat ziehen - ist sein Holz im Substratbereich noch dunkel und feucht, braucht nicht gegossen werden. Ist das Kind aber in den Brunnen gefallen hilft nur, die Pflanze vorsichtig aus dem Topf zu lösen, möglichst ohne die an der Topfwand angewachsenen Wurzeln zu beschädigen, und umzupflanzen: Dabei werden alle faulen Wurzeln restlos entfernt (Sie lassen sich zwischen Daumen und Zeigefinger wie ein leerer Schlauch zusammendrücken und sind schwärzlich braun, gesunde Wurzeln sind dagegen druckfest und je nach Lichteinfall weisslich-gelb bis zu grün). Der (hoffentlich) verbleibende Ballen gesunder Wurzeln sollte in handwarmem Wasser gespült und gründlich von allen Resten alten Substrats befreit werden. Danach läßt man die Wurzeln etwas abtropfen und pflanzt in einen neuen (Oder sehr gründlich gereinigten) Topf. Übrigens: Orchideen lieben enge Töpfe, im Normalfall sollte es also nicht nötig sein auf ein größeres Gefäß umzusteigen. Nun bietet man der Pflanze eine Erholungskur von einigen Wochen, indem man alle evtl. vorhandenen Blüten und Knospen abschneidet (Ja es muß sein....) gießt sehr wenig, sprüht dafür aber häufig mit einem Zerstäuber und bietet evtl. etwas mehr Schatten. Dem Sprühwasser kann man etwas Flüssigdünger zusetzen, denn Orchideen nehmen den Großteil der Nahrung über die Blätter auf - das überbrückt die Zeit bis sich ausreichend neue Wurzeln gebildet haben. Algenextrakte im Gießwasser (z.B. Algeen 90) können die neue Wurzelbildung zusätzlich unterstützen.

- gegen tierische Schädlinge kann man heute nicht mehr mit der chemischen Keule vorgehen, was dem Liebhaber bleibt ist "Pflanzenhygiene:"

Zum Schluß: Es gibt vielfältige Literatur zum Thema Orchideenkultur, die auf Einzelheiten eingeht. Fachliche Hilfe gibt es aber auch bei den Orts- und Landesgruppen der Deutschen Orchideen - Gesellschaft DOG